- Planung von Maßnahmen zur ursprünglichen natürlichen Besiedelung der Gewässer in Hamburg
- Detaillierte Rekonstruktion historischer Besiedlungsmuster mit Hilfe von Sammlungsbelegen und historischen Aufzeichnungen in Fließgewässern
- Erstellung eines Verbreitungsatlas und einer Gefährdungsanalyse (Rote Liste) für die Bioindikatoren
Das Zoologisches Museum Hamburg (ZMH) vereint rund zehn Millionen weltweit gesammelte wissenschaftliche Objekte, wovon ein Teil einen regionalen Bezug aufweist. Die vor mehr als 100 Jahren angelegte Sammlung wird stetig ergänzt. Von 1890 bis 1920 wurde die wasserbewohnende Tierwelt Hamburger Fließgewässer detailliert dokumentiert und in Sammlungen zusammengefasst. Circa 5.000 Exemplare sowie historisches Schrifttum liegen vor. In diesem Umfang und der lokalen Erfassung der Bioindikatoren Köcher- und Eintagsfliegen für die Bewertung von Wasser- und Habitatqualität sind die Hamburger Sammlungen in Europa einmalig.
Zwischen 1910 und 1935 wurden Hamburger Gewässer zum Teil begradigt, reguliert und stofflich belastet. Unter Berücksichtigung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie und des Konnektivitätspotenzials intakter Gewässer (Verbindung isolierter Biotope) werden derzeit und zukünftig einige Hamburger Gewässer und deren Randsäume naturnah renaturiert. Die Veränderung der tierischen Besiedelung dieser Gewässer dient als Maß für die ökologische Bewertung der Renaturierungsmaßnahmen. Sie wird auch zur Erfolgskontrolle hinsichtlich der erwünschten, naturnahen Zielbesiedelung herangezogen. Insbesondere die Bioindikatoren sind hier sehr wichtig. Dabei ist problematisch, dass die spezifische Besiedelung eines Gewässers vor seiner anthropogenen Veränderung meist unbekannt ist und geschätzt werden muss. Die Behörde für Umwelt und Energie Hamburg (BUE) hat aktuelle Besiedelungsmuster an verschiedenen Gewässern (etwa 20.000 Exemplare) gutachterlich und museal erhoben.
Im Projekt werden die historischen Informationen erfasst sowie geordnet und mit den aktuellen Besiedelungsmustern verglichen. So sind Rückschlüsse auf die Veränderung von Hamburger Gewässer in einem Zeitrahmen von 120 Jahren möglich. Unter Berücksichtigung der neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse soll das BUE dann Renaturierungsmaßnahmen zur ursprünglichen, natürlichen Besiedelung der Gewässer durchführen. Diese Rekonstruktion früherer Habitatstrukturen in Fließgewässern ist in dieser detaillierten Form nur in Hamburg möglich und bisher in keiner anderen Stadt durchgeführt worden.
Zudem sind ein Verbreitungsatlas und eine Gefährdungsanalyse (Rote Liste) für die Bioindikatoren Köcher-, Eintags- und Steinfliegen zur ökologischen Bewertung der Gewässer in Planung. Die Daten sollen die Grundlage für überregionale Analysen liefern. Außerdem ist beabsichtigt, die wissenschaftlichen Erkenntnisse in Rahmen von Tagungen sowie Workshops zu diskutieren und im Umweltbildungsprogramm des ZMH zu nutzen.