Biologische Vielfalt ist eine wichtige Grundlage für intakte Ökosysteme und damit auch für die Landwirtschaft. Die weltweit wachsende Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten auf der einen und die Bewahrung der Artenvielfalt auf der anderen Seite führen häufig zu Zielkonflikten. Das Dialog- und Demonstrationsprojekt F.R.A.N.Z. (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft) sucht hier nach Lösungen für die Entwicklung effizienter Naturschutzmaßnahmen und zeigt die Möglichkeiten einer erfolgreichen Kooperation zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Wissenschaft auf.
Unter dem Motto „Gemeinsam für mehr Vielfalt in der Agrarlandschaft“ werden Maßnahmen erprobt, die sowohl ökologisch wirksam als auch praxistauglich und wirtschaftlich tragfähig sind. Im Mittelpunkt stehen zehn bundesweit verteilte und intensiv wirtschaftende Betriebe, die jeweils typisch sind für ihre Region. Das Netz der Demonstrationsbetriebe reicht von Mecklenburg-Vorpommern bis Bayern. Mit dabei sind sowohl Ackerbau- als auch Grünlandbetriebe. Die Verteilung innerhalb Deutschlands und die unterschiedliche Betriebsausrichtung spiegeln die regionalen Besonderheiten sowie die verschiedenen Herausforderungen an Landwirtschaft und Naturschutz wider. So können Maßnahmen entwickelt werden, die auf möglichst viele Betriebe übertragbar sind
Die erfolgreich umgesetzten Maßnahmen werden auch über das Netzwerk der Demonstrationsbetriebe hinaus kommuniziert und verbreitet. Um möglichst viele Landwirte für die Maßnahmen zu gewinnen, braucht es geeignete ordnungs- und förderrechtliche Rahmenbedingungen. Auch hier setzt F.R.A.N.Z. an und gibt Impulse in die Agrar- und Umweltpolitik.
Die Umweltstiftung Michael Otto hat das Verbundprojekt F.R.A.N.Z. initiiert und leitet es gemeinsam mit dem Deutschen Bauernverband.
2. F.R.A.N.Z. Symposium am 29. November 2022
Im Rahmen des 2. F.R.A.N.Z. Symposiums hat das Projekt am 29. November 2022 in Berlin erneut Zwischenbilanz gezogen. Es wurden aktuelle Ergebnisse aus der zweiten Projektphase präsentiert und diskutiert. Die Aufzeichnung des Symposiums sowie die einzelnen Vorträge und (foto-) graphische Dokumentation des 2. F.R.A.N.Z. Symposiums finden Sie hier.
Ziele
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F.R.A.N.Z. hat sich zum Ziel gesetzt, Maßnahmen zu entwickeln und zu erproben, welche die Artenvielfalt in der Agrarlandschaft erhalten und erhöhen. Mittel- und langfristig sollen die Naturschutzmaßnahmen auch auf andere Betriebe übertragen werden. Hierzu ist es wichtig, dass sich die Maßnahmen gut in die betrieblichen Abläufe integrieren lassen und dass sie keine wirtschaftlichen Einbußen nach sich ziehen. Ebenso sollen Hemmnisse im bestehenden Förder- und Ordnungsrecht identifiziert und Optimierungen vorgenommen werden, damit die Landwirte die Naturschutzmaßnahmen umsetzen können.
Dauer/Entwicklung
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Das Projekt F.R.A.N.Z. ist auf insgesamt zehn Jahre angelegt, da nur über solch einen Zeitraum belastbare Ergebnisse – sowohl des ökologischen als auch ökonomischen Monitorings – zu erwarten sind. Offiziell startete F.R.A.N.Z. im Januar 2017 und beginnt ab 2023 mit seiner dritten Projektphase. Das F.R.A.N.Z.-Projekt wird ressortübergreifend unterstützt. Die Förderung erfolgt mit Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank, mit besonderer Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, sowie durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz.
Partner
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Das Projekt wird intensiv wissenschaftlich begleitet. Das Thünen-Institut für Biodiversität, die Georg-August-Universität Göttingen und das Michael-Otto-Institut im NABU untersuchen als Vertreter der ökologischen Begleitforschung, wie sich die Maßnahmen auf die Artenvielfalt, die Bestäubung und das Bodenleben auswirken. Die Thünen-Institute für Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen und Betriebswirtschaft begleiten das Projekt aus sozio-ökonomischer Sicht und prüfen die Maßnahmen auf ihre Wirtschaftlichkeit und identifizieren Hemmnisse im Agrar- und Umweltrecht, welche die Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen in den landwirtschaftlichen Betrieben bisher verhindern.
Die ökologische Forschung untersucht:
- die Entwicklung von Populationen von insgesamt acht Organismengruppen (Amphibien, Feldhasen, Laufkäfer, Pflanzen, Schmetterlinge, Schwebfliegen, Vögel und Wildbienen).
- die Bestäubungsleistung durch Insekten und die bodenbiologische Aktivität
- die modellgestützte Entwicklung alternativer Maßnahmen-Szenarien und deren Wirkung auf die Biodiversität
Die sozioökonomische Forschung untersucht:
- die Rahmenbedingungen für die Durchführung von Biodiversitätsmaßnahmen (förderpolitisch, ordnungsrechtlich, sozial) sowie die administrative Umsetzung
- die ökonomischen Auswirkungen auf den Betrieb und die Kosten-Wirksamkeit der Maßnahmen
Die in den Projektregionen ansässigen Landesbauernverbände und Kulturlandschaftsstiftungen betreuen und beraten die Demonstrationsbetriebe vor Ort.